Agreement & Certainty Matrix

Auf Deutsch (etwa):

Zustimmungs- und Gewissheitsmatrix

Herausforderungen in einfach, kompliziert, komplex und chaotisch unterteilen

Dauer:

45 Minuten

Was wird ermöglicht?

Einzelpersonen oder Gruppen wird geholfen, einen häufigen Fehler zu vermeiden: Zu versuchen, ein Problem mit Methoden zu lösen, die nicht zum Problem passen. Durch die Kombination von zwei Fragen lassen sich Herausforderungen leicht in vier Kategorien einteilen: Einfach, kompliziert, komplex und chaotisch. Ein Problem ist einfach, wenn es zuverlässig mit Maßnahmen gelöst werden kann, die leicht wiederholt oder nachgeahmt werden können. Es ist kompliziert, wenn Expert:innen eine ausgeklügelte Lösung entwickeln müssen, die verlässlich zu den gewünschten Ergebnissen führt. Ein Problem ist komplex, wenn es mehrere gültige Vorgehensweisen gibt, die Ergebnisse aber nicht im Detail vorhersehbar sind. Chaotisch ist ein Problem dann, wenn der Kontext zu unruhig ist, um einen Lösungsansatz zu finden. Eine einfache Analogie beschreibt diese Unterschiede: Einfach wie ein Rezept nachzukochen, kompliziert wie der Flug einer Rakete zum Mond, komplex wie die Erziehung eines Kindes und chaotisch wie das Spiel Topfschlagen. Wenn Liberating Structures für die Lösungsfindung zum Einsatz kommen sollen, kann das Auswahlraster aus dem Kapitel 5 „Erste Schritte, um loszulegen“ als erster Schritt helfen, um zu verstehen, worin genau eine Herausforderung besteht. So werden auch Diskrepanzen zwischen Problemen und Lösungen vermieden, die häufig die Ursache für dauerhafte oder wiederkehrende Probleme sind.

Die fünf Strukturelemente – Minimalanforderungen

1. Die Einladung gestalten

  • „Ordnet eure aktuellen Herausforderungen in die Kategorien einfach, kompliziert, komplex und chaotisch ein.“
  • „Beantwortet zwei Fragen und ordnet eure Herausforderungen auf der Grundlage eurer Antworten in die Agreement & Certainty Matrix ein:
  • Wie groß ist der Grad der Übereinstimmung unter den Teilnehmenden in Bezug auf die Herausforderung und die beste Art und Weise, sie zu bewältigen? 
  • Wie gewiss und vorhersehbar sind die Ergebnisse, die sich aus den vorgeschlagenen Lösungen für die Herausforderung ergeben werden?“
  • „Denkt darüber nach, wie gut die Ansätze, die ihr nutzt oder erwägt zu nutzen, zur Einordnung der Herausforderung passen oder nicht.“

2. Raumgestaltung und benötigtes Material

  • Stühle, um in Gruppen von 4-6 Personen zusammenzusitzen, kleine runde Tische sind optional
  • Eine große Abbildung der Agreement & Certainty Matrix, z. B. auf Packpapier, die an einer freien Wand befestigt wird
  • Jeweils ein Arbeitsblatt mit einer leeren Matrix für alle Teilnehmenden
  • Klebezettel und Stifte für alle

3. Art der Beteiligung und Einbindung

  • Alle, die Teil des Teams oder der Abteilung sind, die besprochen werden soll (nicht nur deren Führungskräfte)
  • Alle haben die gleiche Gelegenheit, etwas beizutragen

4. Aufteilung der Gruppe(n)

  • Einzeln für die erste Einschätzung
  • Kleine Gruppen von 4-6 Personen
  • Gesamte Gruppe

5. Schritte und zeitliche Abfolge

  • Erstellt im Stillen jeweils eine eigene Liste der Herausforderungen, die eure Zeit beanspruchen. (5 Min.)
  • Arbeitet weiterhin allein und ordnet die Herausforderungen in eure eigene Matrix ein. (5 Min.)
  • Diskutiert zu zweit über die Ergebnisse. (5 Min.)
  • Findet euch in Gruppen von 4-6 Personen zusammen, um euch auszutauschen. Welche Übereinstimmungen, Unterschiede und Unstimmigkeiten findet ihr? (10 Min.)
  • Übertragt eure Herausforderungen auf die große Matrix. (5 Min.)
  • Findet euch wieder in kleinen Gruppen zusammen. Tretet einen Schritt zurück, um mit etwas Abstand zu reflektieren: „Welche Muster sehen wir? Fallen uns irgendwelche Unstimmigkeiten auf, die wir angehen sollten?“ (5 Min.)
  • Tauscht in der gesamten Gruppe eure Überlegungen aus und beschließt die nächsten Schritte. (10 Min.)

Intention und Anwendungszweck

  • Weniger Energie und Zeit vergeuden, indem für alle Herausforderungen passende Methoden genutzt werden
  • Identifizieren, wo kleine Experimente zur Lösung größerer Probleme beitragen können
  • Für alle den Umfang und die Art der Herausforderungen sichtbar machen, mit denen die Mitarbeitenden in der Organisation konfrontiert sind
  • Herausfinden, wo Unstimmigkeiten sind und so die Frustration von Mitarbeitenden verringern, die bei wichtigen Herausforderungen nicht vorankommen
  • Austausch von Perspektiven über verschiedene Abteilungen und Hierarchieebenen hinweg

Tipps und Stolperfallen

  • Klärt zunächst, welche Art von Herausforderungen und Aktivitäten betrachtet werden sollen.
  • Geht von der Einzelarbeit über zu Zweier- und dann zu Gruppengesprächen.
  • Vermeidet es zu bewerten, wo andere Teilnehmende ihre Aktivitäten einordnen.
  • Vertieft Themen, die in mehr als einen Bereich fallen, indem ihr fragt: „Welche unterschiedlichen Dynamiken sind bei dieser Herausforderung im Spiel? Inwiefern ist sie gleichzeitig einfach und komplex?“

Varianten und Kombinationen

  • Fragt: „Wo gibt es Unstimmigkeiten bei den verwendeten Ansätzen oder Methoden; welche Gegenmaßnahmen sind sinnvoll?“
  • Erstellt eine Tabelle, in der die Unstimmigkeiten und die zu ergreifenden Maßnahmen festgehalten werden.
  • Nutzt das gleiche Vorgehen für ein einzelnes Problem, mit dem die Menschen bei ihrer Arbeit konfrontiert sind.
  • Kombiniert Agreement & Certainty Matrix mit Liberating Structures, die auf die Entwicklung von Strategien abzielen: Critical Uncertainties, Purpose-To-Practice, Ecocycle Planning, Panarchy, Integrated~Autonomy, Discovery & Action Dialogue.

Quellen und Inspiration

Diese Liberating Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt. Sie baut auf der Arbeit von Dr. Ralph Stacey und Dr. Brenda Zimmerman auf (siehe Literaturverzeichnis).

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