Critical Uncertainties

Auf Deutsch (etwa):

Kritische Unsicherheiten

Strategien entwickeln, um in verschiedenen möglichen, aber unvorhersehbaren Zukünften handeln zu können

Dauer:

100 Minuten

Was wird ermöglicht?

Einer Gruppe mit vielfältigen Hintergründen und Erfahrungen wird dabei geholfen, schnell zu prüfen, ob aktuelle Strategien durchführbar sind. Die Gruppe lernt, besser auf zukünftige Herausforderungen zu reagieren. Diese Liberating Structure bereitet darauf vor, Strategien zu entwickeln. Es geht nicht darum, einen Plan zu entwickeln, der dann genau so umgesetzt wird, sondern darum, Resilienz zu schaffen: Die Fähigkeit, ein System aktiv zu verändern und auf Überraschungen reagieren zu können. Das bedeutet, 

  • verschiedene mögliche Zukunftsszenarien besser voraussehen zu können, 
  • besser darauf vorbereitet zu sein, dezentral reagieren zu können,
  • und bereit zu sein, Probleme resilienter abzufangen.

Die fünf Strukturelemente – Minimalanforderungen

1. Die Einladung gestalten

  • „Identifiziert und untersucht die kritischsten und unsichersten Faktoren in eurer Umgebung oder im Markt.“
  • „Entwickelt auf dieser Grundlage Strategien, mit denen ihr erfolgreich in verschiedenen Situationen agieren könnt.“

2. Raumgestaltung und benötigtes Material

  • Vier Gruppen mit jeweils einem Tisch und Stühlen
  • Papier, Klebezettel, Flipcharts oder Metaplan-Wände für jede Gruppe

3. Art der Beteiligung und Einbindung

  • Jede Person, die dafür verantwortlich ist, Strategien zu planen und auszuführen
  • Alle haben die gleiche Gelegenheit, sich einzubringen 

4. Aufteilung der Gruppe(n)

  • Eine möglichst große Gruppe mit verschiedenen Hintergründen und Erfahrungen, die in vier separate Gruppen aufgeteilt werden kann, um vier Szenarien und dazu passende Strategien zu entwickeln
  • Falls das nicht möglich ist, zwei kleine Gruppen

5. Schritte und zeitliche Abfolge

  • Eine Person beschreibt den Ablauf von Critical Uncertainties. (2 Min.)
  • Erstellt eine Liste von Unsicherheiten, mit denen ihr zu tun habt. Fragt euch: „Welche Faktoren sind in meiner bzw. unserer Arbeitsumgebung unmöglich vorherzusagen oder zu kontrollieren?“ (5 Min.)
  • Priorisiert die kritischsten Faktoren, indem ihr fragt: „Welche Faktoren gefährden meine bzw. unsere Fähigkeit, erfolgreich zu handeln?“ (10 Min.)
  • Auf Grundlage eurer Erfahrungen wählt ihr die beiden kritischsten und gleichzeitig unsichersten Faktoren aus (der eine Faktor wird durch X dargestellt, der andere durch Y). (5 Min.)
  • Erstellt ein Raster mit zwei Achsen, der X- und der Y-Achse. Die Skalen für die beiden Achsen reichen von „weniger von Faktor X bzw. Y“ am einen Ende der Achse bis zu „mehr von Faktor X bzw. Y“ am anderen Ende der Achse. 
  • Nehmen wir zum Beispiel an, der eine kritische und unsichere Faktor ist die Anzahl der neuen Produkte. Das eine Ende der X-Achse wäre dann „keine neuen Produkte“, das andere wäre „viele neue Produkte“.
    Für die Y-Achse wird das wiederholt. Beispielsweise ist der Schutz durch Patente der andere kritische und unsichere Faktor. Ein Ende der Y-Achse wäre „kein Schutz durch Patente“, das andere wäre „sehr starker Schutz durch Patente“.
  • Dadurch entstehen vier Quadranten, siehe dazu auch das Beispiel in der Abbildung. (5 Min.)
  • Die vier Gruppen verteilen sich jetzt auf jeweils einen der vier Quadranten. Gebt eurem Quadranten einen kreativen, spielerischen Namen und beschreibt ihn in einem kurzen Szenario. (10 Min.)
  • Teilt diese Szenarien kurz mit allen. (2 Min. pro Gruppe)
  • Brainstormt in euren Gruppen, wie ihr innerhalb eures Szenarios erfolgreich agieren könntet. (10 Min.)
  • Teilt eure Strategien kurz mit allen anderen. (2 min pro Gruppe)
  • Als gesamte Gruppe geht ihr die Ergebnisse durch und sortiert sie, um zwei Arten von Strategien zu identifizieren:
  • robuste Strategien, die in mehreren Quadranten erfolgreich sein könnten, und
  • absichernde Strategien, die zwar nur in einem Szenario erfolgreich sind, aber vor plausiblen größeren Gefahren schützen.

    Die übrigen Strategien sind nur in jeweils einem Szenario erfolgreich. (10 Min.)
  • Wertet die Ergebnisse in den vier Gruppen mit Hilfe von What, So What, Now What? aus. (10 Min.)
  • Teilt eure Auswertungen mit der gesamten Gruppe und trefft gemeinsam Entscheidungen über erste Schritte aus dem „Now What“-Teil. (10 Min.)

Intention und Anwendungszweck

  • Die Durchführbarkeit von aktuellen Strategien testen, indem aufgedeckt wird, auf welchen Vorannahmen sie basieren und welche Unsicherheiten es gibt
  • Die Fähigkeit jeder einzelnen Person steigern, sich schnell anzupassen und mit Problemen resilienter umzugehen
  • Prioritäten im Hinblick auf robuste und absichernde Strategien setzen
  • In der gesamten Organisation mehr Vertrauen darin gewinnen, mit der ungewissen Zukunft umgehen zu können
  • Die Bandbreite strategischer Möglichkeiten vergrößern

Tipps und Stolperfallen

  • Während ihr Unsicherheiten brainstormt, denkt an frühere falsche Vorhersagen und Ereignisse, die die Gruppe unvorbereitet erwischt haben.
  • Stellt Wunschdenken in Frage.
  • Nutzt in jedem Schritt 1-2-4-All in schneller Folge.
  • Habt Spaß bei der Benennung der Quadranten: Lieder und Buchtitel eignen sich hervorragend.
  • Werdet kreativ bei der Entwicklung der Szenarien, etwa, indem ihr sie als Nachrichtenartikel aus der Zukunft formuliert.
  • Klebezettel helfen dabei, Ideen miteinander immer neu zu kombinieren.
  • Unabhängig von ihrer offiziellen Rolle gibt es ein paar Menschen, die Naturtalente sind: Feiert deren Geschick!

Varianten und Kombinationen

Quellen und Inspiration

Diese Liberating Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt. Inspiriert wurde sie durch den Berater Jay Ogilvy.

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