Discovery & Action Dialogue

Auf Deutsch (etwa):

Entdeckungs- und Handlungsdialog

Lösungen für wiederkehrende Probleme finden und umsetzen, dort, wo sie entstehen

Dauer:

25 bis 70 Minuten

Was wird ermöglicht?

Ein Discovery & Action Dialogue (oft als DAD abgekürzt) erleichtert es Teams und Gruppen, Praktiken und Verhaltensweisen von Personen kennenzulernen, die (mit ähnlichen verfügbaren Ressourcen und Einschränkungen) für die gleichen Probleme bessere Lösungen finden. Discovery & Action Dialogue ermöglicht es den Menschen in einer Gruppe, Abteilung oder einer Gemeinschaft, genau diese positiven abweichenden Verhaltensweisen selbst zu entdecken. 

Discovery & Action Dialogues fördern die Kreativität und bieten den sicheren Rahmen, in dem die Teilnehmenden sich trauen können, neue und effektivere Lösungen zu entwickeln. Widerstände gegen Veränderungen lösen sich in Luft auf, da die Teilnehmenden frei entscheiden können, welche Ansätze sie übernehmen oder ausprobieren und welche Probleme sie angehen wollen. Ansätze, die aus einem Discovery & Action Dialogue entstehen, werden von den Teilnehmenden als ihre eigenen Lösungen begriffen – als Lösungen, die dort entstanden sind, wo die Probleme tatsächlich auftreten.

Die fünf Strukturelemente – Minimalanforderungen

1. Die Einladung gestalten

  • Sieben aufeinander aufbauende Fragen, um bisher unbekannte oder verborgene Lösungen für eine gemeinsame Herausforderung aufzudecken, die bei den Teilnehmenden der Arbeitsgruppe, Abteilung oder Gemeinschaft schlummern: 
  1. „Woran erkennst du / erkennt ihr, dass das Problem X existiert?“
  2. „Wie trägst du / tragt ihr effektiv zur Lösung von Problem X bei?“
  3. „Was hindert dich / euch daran, immer so zu handeln?“
  4. „Kennst du / kennt ihr Personen, denen es regelmäßig gelingt, Problem X zu lösen und dabei Hindernisse zu überwinden? Wie machen diese Personen das?“
  5. „Welche Ideen hast du / habt ihr?“
  6. „Was muss nun getan werden, damit diese Dinge umgesetzt werden können? Wer übernimmt was?“
  7. „Wer muss noch einbezogen werden?“

2. Raumgestaltung und benötigtes Material

  • Discovery & Action Dialogues finden in den Räumlichkeiten des Teams oder der Abteilung statt
  • Die Gruppen können um einen Tisch herum stehen oder sitzen
  • Stift und Papier, Flipchart oder digitale Alternative sowie Projektor, um Ergebnisse und nächste Schritte festzuhalten

3. Art der Beteiligung und Einbindung

  • Eine Person pro Gruppe moderiert durch die Fragen des Discovery & Action Dialogue 
  • Alle Mitglieder des Teams oder der Abteilung werden eingeladen, mitzumachen und sich zu beteiligen
  • Alle Teilnehmenden haben die gleiche Gelegenheit, etwas beizutragen

4. Aufteilung der Gruppe(n)

  • Eine Person moderiert mit Hilfe der Fragen
  • Eine Person unterstützt die Moderation, indem sie die Ergebnisse festhält
  • Gruppengrößen von 5-15 Personen; bei einer größeren Gruppe werden Untergruppen gebildet, in denen ebenfalls jemand die Moderation übernimmt
  • Verschiedene Rollen, Hintergründe und Erfahrungen unter den Teilnehmenden sind eine wertvolle Bereicherung

5. Schritte und zeitliche Abfolge

  • Eine Person stellt der gesamten Gruppe die Herausforderung vor, die gemeinsam bearbeitet werden soll und erläutert das Ziel, das mit Discovery & Action Dialogue erreicht werden soll. Führt bei Bedarf eine kurze Vorstellungsrunde durch. (5 Min.)
  • Bildet bei einer größeren Gruppe Untergruppen mit jeweils einer moderierenden Person, die durch die 7 Fragen führt
  • Beantwortet nacheinander die 7 Fragen in der angegebenen Reihenfolge. Achtet darauf, dass alle Teilnehmenden der Gruppe die Möglichkeit bekommen, sich zu jeder Frage zu äußern. Achtet darauf, dass alle Erkenntnisse und Ideen für Maßnahmen festgehalten werden, sobald sie auftauchen – die besten Ideen zeigen sich oft, wenn man es am wenigsten erwartet. (15-60 Min.)
  • Die Person, die die Ergebnisse festgehalten hat, fasst am Ende die dokumentierten Erkenntnisse und Ideen für Maßnahmen noch einmal kurz zusammen. (5 Min.)

Intention und Anwendungszweck

  • Die Mitarbeitenden, die unmittelbar mit einer heiklen Herausforderung zu tun haben, z. B. im Verkauf oder in der Produktion, bei der Suche nach Lösungen einbinden
  • Unentdeckte und verborgene Verhaltensweisen und Praktiken aufdecken, die positiv von der Norm abweichen
  • Dazu anregen, neue Lösungen zu finden
  • Neue Verhaltensweisen, um komplexe Probleme zu lösen, inspirieren statt erzwingen
  • Veränderungen dauerhaft gestalten, indem sie von den Menschen entdeckt oder erdacht werden, die die Arbeit tatsächlich machen, statt sie von außen einzuführen oder aufzuzwingen
  • Probleme vor Ort werden auch vor Ort gelöst, und das sendet einen Impuls auch an andere Abteilungen
  • Beziehungen zwischen Menschen in verschiedenen Funktionen und auf verschiedenen Ebenen aufbauen, die normalerweise nicht zusammenarbeiten, um Probleme zu lösen 

Tipps und Stolperfallen

  • Die zweite Frage besteht oft aus zwei Teilen: Wie das Problem die einzelne Person persönlich betrifft und wie es andere betrifft. Zum Beispiel: „Was tust du, um dich vor Infektionen zu schützen, und was tust du, um Infektionsübertragungen zu verhindern?“ oder „Was tust du, um deine Studierenden bei der Stange zu halten, und was tust du, um dich selbst zu motivieren und zu begeistern?“
  • Führt den Discovery & Action Dialogue dort durch, wo die Teilnehmenden arbeiten, um Hürden für die Teilnahme zu minimieren.
  • Wenn es sich vor Ort ergibt, ladet Menschen spontan ein, sich zu beteiligen, die es vielleicht nicht geplant hatten.
  • Schaffe ein informelles „Klima“, indem du dich zunächst vorstellst und bei Bedarf zum Beispiel eine Anekdote erzählst.
  • Halte den Blickkontakt und setze dich in die Gruppe (nicht höher oder weiter weg von der Gruppe).
  • Achte als moderierende Person darauf, dass du viel weniger redest als die Teilnehmenden, und ermutige alle, Geschichten zu erzählen und nach Handlungsmöglichkeiten zu suchen.
  • Um zu Ideen anzuregen, kannst du Beispiele aus anderen Kontexten heranziehen, in denen eine kleine Verhaltensänderung zu einem umfassenden Wertewandel oder einer Veränderung der Ressourcenverteilung (oder beidem!) geführt haben. Stelle Fragen, die die Teilnehmenden dazu ermuntern, so anschaulich wie möglich zu erzählen.
  • Sobald du bemerkst, dass du anfängst, zu bewerten und in richtig oder falsch einzuteilen, was gesagt wird, zähle bis zehn und lasse den Impuls verfliegen, bevor du etwas sagst (oder bitte z. B. die Person, die das Protokoll führt, um Hilfe).
  • Vermeide Aussagen wie „das ist eine gute Idee“ und lasse den Teilnehmenden Raum für ihre eigenen Einschätzungen.
  • Zeige Neugier an den Beiträgen aller, ohne selbst Fragen zu beantworten. Diejenigen, die vor Ort die Arbeit machen, sind hier die wahren Expert:innen.
  • Vermeide es, Aufgaben zu verteilen oder anzunehmen!
  • Sei nicht zu streng mit dir selbst: Es braucht Übung, um diese Art der Moderation geschickt durchzuführen. Bitte z. B. die Person, die das Protokoll führt, um ein direktes Feedback.

Varianten und Kombinationen

  • Verwendet TRIZ-ähnliche Fragen anstelle der ersten drei:
  • „Was könnt ihr tun, um sicherzustellen, dass das Problem X noch viel schlimmer wird?“
  • (2) „Gibt es irgendetwas, das ihr bereits tut, das in irgendeiner Weise wie eine der Praktiken aussieht, die ihr gerade aufgelistet habt?“
  • (3) „Was hindert euch daran, diese Praktiken abzustellen?“
  • Nutzt Erkenntnisse und Hindernisse, die auftauchen, um Skripte für Szenen zu entwickeln, die ihr dann in einem Improv Prototyping bearbeitet.
  • Nutzt dieselbe Reihenfolge und Art von Fragen, um mit einer Einzelperson zu arbeiten.
  • Verwendet bei virtuellen Meetings die Chat-Funktion, um Antworten auf jede Frage mit der Gruppe zu teilen. Die moderierende Person wählt dann die aussagekräftigsten Geschichten/Verhaltensweisen/Handlungen aus, die dann laut vorgelesen werden.

Quellen und Inspiration

Diese Liberating Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless zusammen mit einer Arbeitsgruppe entwickelt, die das Ziel hatte MRSE-Übertragungen in Krankenhäusern zu eliminieren: Sharon Benjamin, Kevin Buck, Lisa Kimball, Curt Lindberg, Jon Lloyd, Mark Munger, Jerry Sternin, Monique Sternin, und Margaret Toth. Inspiriert wurde Discovery & Action Dialogue von Jerry und Monique Sternins Arbeit zu Positive Deviance (siehe Literaturverzeichnis).

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