Drawing Together

Auf Deutsch (etwa):

Gemeinsam zeichnen oder näher zusammenbringen

Erkenntnisse und Lösungswege nonverbal aufdecken

Dauer:

40 Minuten

Was wird ermöglicht?

Mit Drawing Together ist es möglich, verborgenes Wissen wie Gefühle, Haltungen und Muster zugänglich zu machen, das mit Worten schwer auszudrücken ist. Wenn Menschen müde sind, nicht mehr weiter wissen und an die Grenzen ihres logischen Denkens stoßen, ermöglicht Drawing Together es, neue Ideen außerhalb dessen, was vom logischen Verstand greifbar ist, aufzudecken. Die Geschichten persönlicher oder gemeinsamer tiefgreifender Veränderung in einer Gruppe können mit Hilfe von fünf leicht erlernbaren, allgemein verständlichen Symbolen erzählt werden. Der spielerische Charakter des gemeinsamen Zeichnens signalisiert, dass mehr möglich ist und weitere Lösungsmöglichkeiten zu erwarten sind. Drawing Together durchbricht eine Kultur, die sehr auf verbale Ausdrucksmöglichkeiten beschränkt ist und dadurch auch der Kreativität Grenzen setzt. Darüber hinaus wird eine neue Ausdrucksmöglichkeit für Menschen geschaffen, deren Ideen normalerweise nicht sichtbar werden. 

Die fünf Strukturelemente – Minimalanforderungen

1. Die Einladung gestalten

  • „Erzählt mit Hilfe von nur fünf Symbolen und ganz ohne Worte eine Geschichte über eine gemeinsame oder eine persönliche Herausforderung.“

2. Raumgestaltung und benötigtes Material

  • Eine freie Wandfläche mit Packpapier, Flipcharts mit leeren Blättern oder A4-Blätter
  • Marker für alle Teilnehmenden; Pastellkreide, wenn es farbenfroh werden darf

3. Art der Beteiligung und Einbindung

  • Alle sind einbezogen: Die fünf Symbole sind für jede Person leicht zu zeichnen
  • Alle Teilnehmenden fertigen ihre eigenen Zeichnungen parallel an

4. Aufteilung der Gruppe(n)

  • Die Symbole üben alle einzeln für sich
  • Den ersten und zweiten Entwurf der Zeichnungen erstellen alle einzeln
  • Kleine Gruppen mit 1-4 anderen Personen für die Interpretationen der Zeichnungen
  • Die gesamte Gruppe für Abschluss bzw. Nachbesprechung (1-2-4-All bei großen Gruppen)

5. Schritte und zeitliche Abfolge

  • Eine Person stellt Drawing Together vor, indem sie jedes Symbol zeichnet und dessen Bedeutung erklärt: (5 Min.)
  • Kreis: Ganzheit
  • Rechteck: Unterstützung
  • Dreieck: Ziel
  • Spirale: Veränderung
  • Sternfigur: Beziehungen
  • Übt, die fünf Symbole zu zeichnen: Kreis, Rechteck, Dreieck, Spirale, Sternfigur. (5 Min.)
  • Kombiniert nun diese Symbole, um einen ersten Entwurf der Geschichte zu erstellen. Arbeitet einzeln und im Stillen an einer Geschichte über eine Herausforderung oder Idee. (10 Min.)
  • Erstellt nun einen zweiten Entwurf, in dem ihr die Geschichte über Größe, Position oder Farbe der Symbole weiter verfeinert. (10 Min.)
  • Interpretiert zu zweit oder in einer kleinen Gruppe das Bild einer anderen Person. Die Person, die das Bild gezeichnet hat, schweigt währenddessen. (5 Min.)
  • Diskutiert in der ganzen Gruppe: „Was verraten uns alle Zeichnungen zusammen?“ Nutzt bei größeren Gruppen 1-2-4-All. (5 Min.)

Intention und Anwendungszweck

  • Erkenntnisse oder Ansichten aufdecken, die mit verbalen oder linearen Methoden nicht zugänglich wären
  • Für Innovationen alle Wissensquellen anzapfen: Explizites, stilles, verborgenes oder gerade erst entstehendes Wissen
  • Signalisieren, dass eine neue Art der Suche nach neuen Lösungsmöglichkeiten beginnt
  • Ein gemeinsames Verständnis für eine Vision oder komplexe Dynamiken entwickeln oder vertiefen
  • Vertrautere Beziehungen zwischen Teammitgliedern entwickeln

Tipps und Stolperfallen

  • Denkt daran, dass die Zeichnung selbst nicht das Wichtigste ist. Zeichenkünste sind nicht nötig: Niemand muss perfekt zeichnen können. Denkt an Zeichnungen von Kindern, die spielerisch aussehen und es dennoch schaffen, die Fantasie von anderen anzuregen.
  • Nutzt die Zeichentechnik, die für euch passt. Jeder Mensch zeichnet anders.
  • Versucht zu akzeptieren, was die Zeichnungen hervorbringen – es gibt häufig Überraschungen.
  • Zum Einstieg kann es helfen, wenn eine erfahrenere Person ein Beispiel für eine Geschichte zeigt oder zeichnet, die an anderer Stelle geholfen hat, etwas zu verstehen.
  • Haltet das Zeichnen per Bild oder Video fest.
  • Kommt immer wieder auf die Zeichnungen zurück, wenn ihr in derselben Gruppe wieder zusammenkommt.
  • Denkt daran, dass Zeichnen therapeutisch wirken kann und es zu heftigen emotionalen Reaktionen kommen kann.

Varianten und Kombinationen

  • Lasst eine Person die Gespräche während eines Meetings visuell aufzeichnen (nur bei Bedarf mit Worten ergänzt).
  • Fangt klein an. Nutzt ein einzelnes A4-Blatt für den Anfang.
  • Nutzt Tablets statt Stift und Papier.
  • Nutzt die klassische Grundstruktur der Heldenreise als Vorlage für die Geschichten.
  • Nutzt einen Entwicklungsverlauf als Vorlage für Geschichten: Vom Status quo zum Ruf nach Veränderung, weiter von der Suche nach einer Lösung bis zum Ausprobieren der Lösungsvorschläge, und schließlich vom ersten Umsetzen bis zu immer größerer Beliebtheit.

Quellen und Inspiration

Diese Liberating Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt. Inspiriert wurde sie von David Sibbet (The Grove, www.thegrove.com/) und Dr. Angeles Arrien (siehe Literaturverzeichnis).

***