Ecocycle Planning

Auf Deutsch (etwa):

Planung mit Hilfe des Ökokreislaufs

Das gesamte Spektrum an Aktivitäten und Beziehungen analysieren, um Hindernisse und Chancen für den Fortschritt zu identifizieren

Dauer:

95 Minuten

Was wird ermöglicht?

Häufig auftretende Engpässe, die die Leistung bremsen, können beseitigt oder abgemildert werden, indem man die Aktivitäten einer Gruppe anschaut und feststellt, in welchen Bereichen es an Ressourcen fehlt und welche starr sind und den Fortschritt behindern. Mit Ecocycle Planning ist es möglich, die Aktivitäten zu sichten, Prioritäten zu setzen und Maßnahmen mit allen Beteiligten gleichzeitig zu planen, statt wie bisher hinter verschlossenen Türen mit einer kleinen Gruppe von Personen. Außerdem hilft die Arbeit mit dem Ecocycle-Modell allen, den Wald und die Bäume zu sehen – sie erkennen, wo und wie ihre Arbeit in den größeren Zusammenhang mit anderen passt. Ecocycle Planning lädt Führungskräfte dazu ein, sich neben den typischen Themen wie Wachstum oder Effizienz auch auf kreative Zerstörung und Erneuerung zu konzentrieren. Die Liberating Structure ermöglicht es, Agilität, Widerstandsfähigkeit und dauerhafte Leistungsfähigkeit zu fördern, indem alle vier Phasen der Entwicklung in den Planungsprozess einbezogen werden.

Das Ecocycle-Modell orientiert sich an den vier Phasen des Ökokreislaufs, dem alle natürlichen Prozesse unterworfen sind:

  • Erneuerung: Pflanzensamen 
  • Geburt: Zartes Pflänzchen
  • Reife: Erwachsener Baum
  • kreative Zerstörung: Absterben des Baumes und Entstehen von wertvollem Humus

Zwischen den Phasen existieren zwei Fallen:

  • Investitionsfalle (nicht investieren): Kein Wasser oder keine Nährstoffe vorhanden
  • Starrheitsfalle (nicht loslassen): Kein Nachwachsen von jungen Pflanzen möglich 

Dieses Modell kann auf viele andere Kontexte übertragen werden, beispielsweise Projekte in Unternehmen, Beziehungen zwischen Personen oder persönliche Aktivitäten.

Die fünf Strukturelemente – Minimalanforderungen

1. Die Einladung gestalten

  • „Betrachtet, ordnet und priorisiert eure aktuellen Aktivitäten anhand von vier Entwicklungsphasen: Erneuerung, Geburt, Reife und kreative Zerstörung.“
  • „Formuliert zu jeder Phase konkrete Maßnahmen: 
  • Maßnahmen, die während der Erneuerungsphase den Boden für Veränderung bereiten und zum Beispiel kreative Menschen miteinander verbinden,
  • Maßnahmen, die das Wachstum während der Geburtsphase beschleunigen, 
  • Maßnahmen, die die Effizienz während der Reifephase erhöhen oder die Lebensdauer verlängern, 
  • Maßnahmen, die während der kreativen Zerstörung starren Praktiken einen Verjüngungsschnitt verpassen oder sie auf den Kompost werfen.“

    Jede Phase braucht eine andere Führungshaltung bzw. andere Kompetenzen. Man könnte diese als Netzwerker:in (Erneuerung), Entrepreneur:in (Geburt), Manager:in (Reife) und Kritiker:in (kreative Zerstörung) bezeichnen.

2. Raumgestaltung und benötigtes Material

  • Ein Raum mit einer freien Wand und mit genügend Platz, dass die Teilnehmenden bequem vor der Wand stehen können
  • Stühle, um in Vierer-Gruppen zu sitzen, mit oder ohne kleinen runden Tischen
  • Je ein leeres Arbeitsblatt mit einem Ecocycle-Modell für alle Teilnehmenden 
  • Eine große Version als Poster an der Wand
  • Klebezettel für jeden Schritt

3. Art der Beteiligung und Einbindung

  • Alle, die an der gemeinsamen Arbeit beteiligt sind, werden einbezogen – über alle Ebenen und Funktionen hinweg
  • Alle haben die gleiche Gelegenheit, etwas beizutragen

4. Aufteilung der Gruppe(n)

  • 1-2-4-All
  • Kleingruppen zur Planung konkreter nächster Schritte und Maßnahmen

5. Schritte und zeitliche Abfolge

  • Eine Person stellt die Idee des Ecocycle Planning vor und verteilt ein leeres Arbeitsblatt an alle Teilnehmenden. (5 min)
  • Erstellt in Einzelarbeit individuelle Listen aller Aktivitäten (Projekte, Initiativen), die in eurem Arbeitskontext (z. B. Abteilung, Funktion oder im ganzen Unternehmen) eure Zeit beanspruchen. (5 Min.)
  • Beratet zu zweit, wo die einzelnen Aktivitäten im Ecocycle platziert werden sollen. (10 Min.)
  • Tut euch in Vierer-Gruppen zusammen und legt fest, wo ihr die Aktivitäten auf dem Ecocycle platziert. (15 Min.)
  • Jede Gruppe schreibt ihre Aktivitäten auf Klebezettel und erstellt einen gemeinsamen Ecocycle, indem jede Gruppe ihre Klebezettel einzeln nacheinander auf die Karte an der Wand klebt. (15 Min.)
  • Dann tretet ihr ein Stück zurück und lasst das Muster der Platzierungen auf euch wirken. Konzentriert euch nun in den Kleingruppen auf die Aktivitäten, bei denen ein Konsens über ihren Platz im Ecocycle besteht. Überlegt, welche Aktivitäten ihr kreativ zerstören oder aufgeben müsst, um voranzukommen. Welche Aktivitäten müsst ihr ausbauen oder anfangen, um voranzukommen? (15 Min.)
  • Aktivitäten, die in der Starrheitsfalle stecken: Erarbeitet in Kleingruppen für jede Aktivität, die gestoppt werden muss, einen konkreten nächsten Schritt. (10 Min. oder mehr, je nach Anzahl der Aktivitäten und Gruppen) 
  • Aktivitäten, die in der Investitionsfalle stecken: Erstellt in Kleingruppen für jede Aktivität, die gestartet oder mit mehr Ressourcen ausgestattet werden muss, einen ersten Handlungsschritt. (10 Min. oder mehr wie oben) 
  • Widmet euch nun in den Kleingruppen den Aktivitäten, für die es keinen Konsens gibt. Führt eine kurze Gesprächsrunde durch, um zu klären, warum sie unterschiedlich platziert wurden. Wenn möglich, entwickelt erste Handlungsschritte für jede einzelne Aktivität. (10 Min.)

Intention und Anwendungszweck

  • Prioritäten setzen
  • Ein Portfolio an Strategien ausgewogen gestalten
  • Aufdecken, wo Ressourcen verschwendet werden und wie sie neu verteilt werden könnten
  • Resilienz schaffen und Störungen auffangen, indem Initiativen und Projekte gemeinsam umorganisiert werden
  • Das ganze Bild zeigen, den Wald und die Bäume

Tipps und Stolperfallen

  • Führt euer erstes Ecocycle Planning nicht mit dem größten und komplexesten Thema durch. Beginnt mit einem einfacheren Projekt, etwas Greifbarem mit gemeinsamen Erfahrungen.
  • Denkt daran, dass alle Phasen des Ecocycle-Modells Teil einer funktionierenden Organisation sind.
  • Seid euch über den Bereich oder die Art der Aktivitäten im Klaren, die ihr betrachten möchtet. Überprüft die Aktivitäten, um sicherzugehen, dass sie in Umfang und Kontext vergleichbar sind.
  • Bezieht verschiedene Perspektiven von innerhalb und außerhalb der Organisation oder Abteilung ein (es kann hilfreich sein, ganz unterschiedliche Teilnehmende und Kund:innen dabei zu haben).
  • Seid euch bewusst darüber, dass Vorbereitungen und explizite Kriterien für jede Phase sowohl hilfreich als auch hinderlich sein können.
  • Zögert nicht, eine zweite Runde durchzuführen.
  • Wenn ihr mit dem Ecocycle-Modell bestimmte Starrheits- und Investitionsfallen identifiziert und Aktivitäten mit den Fallen verknüpft, habt ihr schon eine gute Grundlage für die Suche nach Lösungen geschaffen.

Varianten und Kombinationen

  • Erstellt zusätzlich zu euren Aktivitäten eine Liste mit allen wichtigen Beziehungen zu internen und externen Kund:innen/Lieferant:innen und tragt sie in das Ecocycle-Modell ein. Bewertet die Beziehungen mit denselben Fragen wie die Aktivitäten und bezieht sie in die letzten vier Schritte des Ecocycle Planning ein. Äußerst empfehlenswert!
  • Verknüpft Ecocycle Planning mit Panarchy, 1-2-4-All, What I Need From You und Open Space.
  • TRIZ kann helfen, die Phase der kreativen Zerstörung auszubauen.
  • Nutzt Ecocycle Planning in virtuellen Gruppen, indem ihr eure Ecocycle-Einschätzungen mit einem Punkt auf dem Whiteboard markiert. Tauscht euch dann zu zweit und mit der ganzen Gruppe über das Muster aus, das sich ergibt. Bevor ihr in die Gruppenarbeit einsteigt, arbeitet kurz allein und dann zu zweit, um ein grundlegendes Verständnis zu schaffen. Ihr solltet euch auf eine kurze gemeinsame Liste von Aktivitäten oder Beziehungen einigen, um die Zuordnung zu vereinfachen. Nummeriert oder beschriftet jeden Punkt und ordnet eure Antworten dann nacheinander zu. Sichtet und sortiert die Antworten mit Hilfe des Whiteboards und einer Person, die die Rolle des „Katalysators“ übernimmt, also beispielsweise neue Zusammenhänge herstellt. Kümmert euch in den ersten Runden nicht zu sehr um Perfektion. Virtuelle Meetings können den Austausch vor Ort vertiefen oder ergänzen.
  • What, So What, Now What? und 25/10 Crowd Sourcing können dazu beitragen, Aktivitäten oder Beziehungen anzustoßen, wenn ihr nicht weiterkommt.

Quellen und Inspiration

Diese Liberating Structure wurde auf Grundlage der Arbeit Dr. Brenda Zimmermans (siehe Literaturverzeichnis) und vieler verschiedener Ökolog:innen (siehe z. B. www.resalliance.org) von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless adaptiert.

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