Integrated~Autonomy

Auf Deutsch (etwa):

Integriert und autonom

Von Entweder-oder- zu belastbaren Sowohl-als-auch-Lösungen kommen 

Dauer:

80 Minuten

Was wird ermöglicht?

Einer Gruppe kann geholfen werden, von Entweder-oder-Konflikten zu Sowohl-als-auch-Strategien und -Lösungen zu gelangen. Alle Beteiligten werden dazu angeregt, strategischer zu denken, einander zu verstehen und kollaborativ zu handeln, indem sie die Vorteile sowohl einer verstärkten Vereinheitlichung als auch einer größeren Autonomie entdecken. Die Gruppe setzt sich mit Widersprüchen auseinander, wodurch sich zeigt, was sie grundlegend verbessern können. Konkret geschieht das beispielsweise anhand von Fragen wie diesen: 

  • Welche Mischung aus Vereinheitlichung und Autonomie, aus Kontrolle und Freiheit hilft uns, unsere Ziele zu erreichen? 
  • Wo stimmen unsere Bedürfnisse nach globaler Konsistenz mit den Bedürfnissen nach regionalen Anpassungen und kreativer Flexibilität überein? 

Auf diese Weise lassen sich allzu wechselhafte strategische Ansätze vermeiden – ein Problem, das in vielen Organisationen bekannt ist.

Die fünf Strukturelemente – Minimalanforderungen

1. Die Einladung gestalten

  • „Erreichen wir unser Ziel am besten mit mehr lokaler Autonomie, individuellen Anpassungen, Freiheit und Wettbewerb zwischen den einzelnen Abteilungen/Bereichen/Standorten? Oder erreichen wir unser Ziel am besten durch eine verstärkte Vereinheitlichung, Standardisierung und Kontrolle der einzelnen Abteilungen/Bereiche/Standorte? Oder beides?“

2. Raumgestaltung und benötigtes Material

  • Stühle, um in Vierer-Gruppen zu sitzen, mit oder ohne kleinen Tischen
  • Jeweils ein Integrated~Autonomy-Arbeitsblatt für alle Teilnehmenden 
  • Ein großes gemeinsames Arbeitsblatt an der Wand
  • Stift und Papier, um mögliche Maßnahmen und Schritte zu notieren

3. Art der Beteiligung und Einbindung

  • Es werden alle Führungspersonen eingebunden, die an der Herausforderung beteiligt sind. Beispielsweise in großen Organisationen sowohl aus der Zentrale als auch aus den dezentralen Abteilungen.
  • Alle haben die gleiche Gelegenheit, etwas beizutragen

4. Aufteilung der Gruppe(n)

  • Alle Teilnehmenden einzeln, um Themen zu finden
  • Kleingruppen von 4 Personen
  • Gesamte Gruppe

5. Schritte und zeitliche Abfolge

  • Eine Person stellt die Idee von Integrated~Autonomy für euer Thema vor, indem sie fragt: „Wie können wir gleichzeitig abgestimmter miteinander und autonomer voneinander sein?“ Es ist hilfreich, wenn ein paar Beispiele aus der Vergangenheit parat liegen, über die ihr euch austauschen könnt, um das Prinzip zu verstehen. (5 Min.)
  • Dann wird gefragt: „Wo gibt es Spannungen zwischen unserem Wunsch nach Standardisierung und dem Wunsch nach mehr Individualisierung oder Autonomie?“ Nutzt 1-2-4-All, um eine Übersicht der Spannungspunkte zu erstellen, auf die sich die Gruppe konzentrieren möchte. (10 Min.)
  • Arbeitet in Vierer-Gruppen und wählt einen Punkt aus der vorher erstellten Liste aus, zu dem ihr die Frage beantwortet: „Welche Gründe sprechen für eine Standardisierung? Was spricht für individuelle und lokale Anpassung?“ (10 Min.)
  • Nutzt in euren Gruppen 1-2-4, um mögliche Maßnahmen zu sammeln, die zu mehr Standardisierung führen. Wiederholt das, um Maßnahmen zu finden, die mehr individuelle Anpassungen (z. B. an Kund:innen) ermöglichen. (10 Min.)
  • Fragt: „Welche Maßnahmen fördern sowohl die Standardisierung (A) als auch die individuelle Anpassung (C)?“ (5 Min.)
  • Fragt: „Welche Änderungen oder kreativen Ideen können wir nutzen, um Maßnahmen von A nach B oder von C nach B zu verschieben?“ (15 Min.)
  • Nutzt in der gesamten Gruppe 1-2-4-All, um die Maßnahmen zu priorisieren, die am besten geeignet sind, sowohl Standardisierung und Einbindung als auch Autonomie zu fördern. (10 Min.)
  • Verfeinert und präzisiert die Maßnahmen mit Hilfe von Wise Crowds oder Troika Consulting und 15% Solutions. (15 Min.)

Intention und Anwendungszweck

  • Innovative Strategien entwickeln, um voranzukommen
  • Widersprüche in der Organisationspolitik, bei Maßnahmen oder in Strukturen werden vermieden 
  • Komplementäre und gleichzeitig paradoxe Ziele identifizieren, um produktiv mit vermeintlich widersprüchlichen Entscheidungen umgehen zu können
  • Entscheidungen verbessern, indem man sich fragt: „Fördern und berücksichtigen wir beide Seiten?“
  • Neue Strategien bewerten und umsetzen

Tipps und Stolperfallen

  • Anstelle der Frage nach Vereinheitlichung und Autonomie könnt ihr vorher Wicked Questions nutzen, um eine passende Ausgangsfrage zu finden.
  • Eine produktive Ausgangsfrage macht neugierig und regt zu Ideen an. Das Gegensatzpaar, auf das sie sich bezieht, ist ausgewogen. Vermeidet es, eine Seite der verzwickten Frage als schlecht oder weniger wertvoll für den Erfolg zu definieren, z. B.: „Wie erstickt unser Bestreben eine einheitliche Organisation zu sein jede Autonomie schon im Keim?“ Stellt stattdessen eine Frage, die beide Seiten gleichermaßen wertschätzt: „Wie können wir bei unseren derzeitigen Aktivitäten sowohl abgestimmt als auch autonom handeln?“
  • Nutzt sowohl die Erfahrungen als auch die Fantasie der Teilnehmenden, indem ihr z. B. die Frage stellt: „Wie gelingt es uns, mehr von beidem zu erreichen?“
  • Das Ziel ist es, dass einige allgemeine Kernmerkmale einheitlich sind und dass es auch möglich ist, sich individuell an das Umfeld vor Ort anzupassen.
  • Lachen und Jammern (z. B. mit Lauten wie „Arrgh“) sind ein Zeichen dafür, dass die Gruppe vorankommt.
  • Manchmal hilft es, in verschiedene Richtungen gleichzeitig zu experimentieren.
  • Es gibt oft keine schnellen Lösungen. Daher kann es sinnvoll sein, regelmäßig auf die Herausforderung zurückzukommen und eine weitere Runde Integrated~Autonomy durchzuführen.
  • Am Anfang ist die kreative Spannung z. B. zwischen Zentrale und dezentraler Abteilung oft nicht ganz deutlich wahrnehmbar. Wenn die Gruppe nicht weiterkommt oder anfängt zu streiten, tauscht die Rollen und argumentiert für den Standpunkt der anderen Seite.

Varianten und Kombinationen

  • Die mit Integrated~Autonomy erzielten Erkenntnisse können den Spielraum des Möglichen für die gesamte Organisation erweitern. Die Mitarbeitenden erkennen, dass das, was ihnen dabei hilft, eine bestimmte Herausforderung zu bewältigen, auch in der Organisation als Ganzes funktioniert. Wann immer das geschieht, nutzt Min Specs, um die Dos and Donts zu vertiefen.
  • Ersetzt Zusammenarbeit und Wettbewerb durch Einheitlichkeit und Autonomie.

Quellen und Inspiration

Diese Liberating Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt.

***