Nine Whys

Auf Deutsch (etwa):

Neunmal „Warum?“

Den Sinn und Zweck (Purpose) der Zusammenarbeit klären

Dauer:

20 Minuten

Was wird ermöglicht?

Einzelne Personen und Gruppen können mit atemberaubender Einfachheit schnell die Dinge klären, die für ihre Arbeit essenziell wichtig sind. Wenn bei einem Treffen ein überzeugender Purpose, also ein gemeinsamer Sinn und Zweck bzw. ein gemeinsames Ziel fehlt, wird sich das mit Nine Whys schnell zeigen. So kann vermieden werden, dass man ohne die nötige Klarheit weitermacht. Wenn eine Gruppe einen eindeutigen gemeinsamen Sinn und Zweck findet, wird sie freier und mit mehr Verantwortungsgefühl denken und handeln können. Damit wird die Grundlage geschaffen, dass Veränderungen so verbreitet und skaliert werden können, wie sie gedacht sind.

Die fünf Strukturelemente – Minimalanforderungen

1. Die Einladung gestalten

  • „Was tust du, wenn du an ___ (dem jeweiligen Thema oder der Herausforderung) arbeitest? Bitte erstelle eine kurze Liste an Aktivitäten.“
  • Fragt euch danach gegenseitig: „Warum ist das für dich wichtig?“ Fragt weiter – warum, warum, warum – bis zu neun Mal oder bis ihr nicht mehr tiefer kommt, weil ihr den grundlegenden Purpose eurer Arbeit entdeckt habt.

2. Raumgestaltung und benötigtes Material

  • Unbegrenzte Anzahl an Gruppen
  • Stühle für die Teilnehmenden, um sich bequem gegenüber zu sitzen; keine Tische oder weiteren Hilfsmittel werden benötigt

3. Art der Beteiligung und Einbindung

  • Alle haben die gleiche Gelegenheit, teilzunehmen und etwas beizutragen

4. Aufteilung der Gruppe(n)

  • Zunächst zu zweit, dann in Vierer-Gruppen, dann mit der gesamten Gruppe 

5. Schritte und zeitliche Abfolge

  • Interviewt in der Zweier-Gruppe 5 Minuten lang euer Gegenüber. Beginnt mit der Frage: „Was tust du, wenn du an ___ arbeitest?“ Versucht dann behutsam, tiefgreifendere Antworten zu bekommen, indem ihr immer wieder fragt: „Warum ist das wichtig für dich?“ Nach 5 Minuten tauscht ihr die Rollen. (10 Min.)
  • Jede Zweier-Gruppe teilt ihre Erfahrungen und Erkenntnisse in einer Vierer-Gruppe. (5 Min.)
  • Reflektiert in der gesamten Gruppe die Frage: „Wie beeinflusst das, was wir als unseren Purpose verstehen, unsere nächsten Schritte?“ (5 Min.)

Intention und Anwendungszweck

  • Herausfinden, was für die Mitglieder der Gruppe wirklich wichtig ist
  • Eine solide Grundlage für die nächsten Schritte im Workshop-Ablauf legen 
  • Durch die Geschichten, die erzählt werden, Schwung in die gemeinsame Arbeit bringen
  • Eine Grundlage schaffen, mit der das weitere Vorankommen bewertet werden kann
  • Kriterien dafür entwickeln, wer einbezogen wird

Tipps und Stolperfallen

  • Schafft einen sicheren und einladenden Raum, in dem Bewertungen vermieden werden.
  • Macht weiter! Bleibt mitfühlend, aber bleibt dran. Variiert, wie ihr „Warum?“ fragt. Nutzt stattdessen „Wozu“ oder „Wofür“ oder formuliert es zum Beispiel so: „Angenommen, dass sich über Nacht dein Traum erfüllen würde, was wäre anders?“
  • Achtet darauf, dass die Frage lautet: „Warum ist dir das wichtig?“ Der Fokus liegt also auf dem Menschen, nicht auf einer gestaltlosen Organisation oder auf einem System.
  • Teilt die vielen verschiedenen Antworten in der Gruppe und überlegt, welche Unterschiede sich zeigen. Welcher gemeinsame Purpose tritt zutage?
  • Wenn jemand nicht weiterkommt, frage: „Fällt dir dazu eine Geschichte oder Begebenheit ein?“
  • Achtet darauf, die Vertraulichkeit zu wahren, wenn persönliche Geschichten geteilt werden.
  • Lasst es zur Routine einer Gruppe werden, den Purpose mittels Nine Whys zu klären.

Varianten und Kombinationen

  • Überlegt in den Kleingruppen, ob sich in euren Gesprächen eine wichtige Begründung dafür herauskristallisiert hat, für diese Arbeit Zeit und Geld aufzuwenden. Ein klarer persönlicher Purpose verbunden mit einer Begründung, warum die größere Gemeinschaft davon profitieren würde, kann eine Initiative sehr schnell voranbringen. Arbeitet auf einen einzigen Satz hin, der kraftvoll begründet, warum diese Gruppe existiert: „Wir existieren, um …!“
  • Fragt in geschäftlichen Kontexten: „Warum sollten Menschen ihr Geld für uns ausgeben?“
  • Ergänzt 10 Wie-Fragen, nachdem das Warum geklärt wurde (was dann sehr viel leichter wird).
  • Ein guter Purpose ist nie ein für alle Mal formuliert. Bewahrt ihm eine dynamische Unvollständigkeit, indem alle eingeladen sind, weiterhin gemeinsam zu definieren, warum genau die Arbeit gebraucht wird.
  • Sammelt die Antworten auf Klebezetteln, nummeriert sie und klebt sie auf ein Flipchart. Arrangiert sie dort innerhalb eines Dreiecks: Die allgemeinen Antworten unten, die detaillierten an der Spitze. Danach vergleicht ihr sie in der Gruppe und reflektiert gemeinsam.
  • Fragt: „Warum ist das wichtig für die größere Gemeinschaft?“ „Warum? Warum? Warum? …“
  • Nutzt die Chatfunktion in einer Videokonferenz, um einen Purpose zu formulieren: Reflektiert die Fragen, die gestellt wurden, und teilt eure Antworten im Chat.
  • Verknüpft Nine Whys z. B. mit Purpose-To-Practice, Generative Relationships STAR, Wise Crowds oder What, So What, Now What?.

Quellen und Inspiration

Diese Liberating Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt. Inspiriert wurde sie vom Autor und Berater Geoff Bellman.

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