Wise Crowds

Auf Deutsch (etwa):

Weise Gruppen

In schnellen Runden das Wissen der gesamten Gruppe nutzen

Dauer:

15 Minuten pro Person

Was wird ermöglicht?

Mit Wise Crowds kann eine kleine oder große Gruppe von Menschen sofort dazu bewegt werden, einander zu helfen. Die Beratung über Wise Crowds kann in einer kleinen Gruppe von vier oder fünf Teilnehmenden stattfinden, in mehreren kleinen Gruppen gleichzeitig, oder auch in einer großen Gruppe von 100 oder mehr Menschen. Einzelne Teilnehmende können um Hilfe bitten und diese innerhalb von kurzer Zeit von allen Teilnehmenden der Gruppe erhalten. Wir bezeichnen diese um Hilfe bittende Person hier als „Fallgeber:in“. Jede einzelne Beratung nutzt die Expertise und den Einfallsreichtum von allen in der Gruppe gleichzeitig. Die einzelnen Teilnehmenden werden besser darin, sich selbst besser zu verstehen und zu korrigieren. Wise Crowds unterstützen Menschen darin, um Hilfe zu bitten. Sie bauen die Fähigkeit aus, zu fragen und zu beraten. Es entwickeln sich schnell Beziehungen, in denen die Menschen einander zur Seite stehen. Durch Wise Crowds wächst der Lerneffekt exponentiell, weil alle Teilnehmenden sowohl davon profitieren, Fallgeber:in zu sein, als auch mehrmals hintereinander selbst zu beraten. Die Beratungsrunden schaffen auf sehr einfache Weise Transparenz. Gemeinsam als Gruppe leisten die Teilnehmenden mehr als jede:r Expert:in!

Die fünf Strukturelemente – Minimalanforderungen

1. Die Einladung gestalten

  • Für die jeweiligen „Fallgeber:innen“: „Beschreibe kurz deine Herausforderung und welche Art der Beratung oder Hilfe du gerne hättest.“
  • Für die Gruppe der „Beratenden“: „Helft gemeinsam der fallgebenden Person, ihre Herausforderung zu klären und bietet Ratschläge oder Empfehlungen an.“

2. Raumgestaltung und benötigtes Material

  • 4 oder 5 Stühle um kleine Tische oder kreisförmig ohne Tische gruppiert
  • Stift und Papier für die Teilnehmenden, um sich Notizen zu machen

3. Art der Beteiligung und Einbindung

  • Alle werden beteiligt
  • Alle haben dieselbe Zeit dafür, um Hilfe zu bitten und diese zu erhalten
  • Alle haben die gleiche Gelegenheit, Hilfe anzubieten

4. Aufteilung der Gruppe(n)

  • Gruppen von 4 bis 5 Personen
  • Gemischte Gruppen sind ideal: Verschiedene Tätigkeiten, Hierarchiestufen und Rollen
  • Die Fallgeber:innen drehen der Gruppe den Rücken zu, nachdem die Beratungsfrage erläutert wurde

5. Schritte und zeitliche Abfolge

Die Person, die um Hilfe bittet (Fallgeber:in), erhält 15 Minuten Zeit, die wie folgt aufgeteilt werden:

  • Als Fallgeber:in stellst du deine Herausforderung vor und bittest um Hilfe. (2 Min.)
  • Als Beratende stellt ihr klärende Fragen. (3 Min.)
  • Als Fallgeber:in drehst du den Beratenden nun den Rücken zu und machst dich bereit, Notizen zu machen.
  • Als Beratende stellt ihr gemeinsam Fragen und bietet Ratschläge und Empfehlungen an. Als Fallgeber:in bleibst du bei diesem Schritt mit dem Rücken zur Gruppe gewandt und beteiligst dich nicht am Gespräch! (8 Min.)
  • Als Fallgeber:in wendest du dich wieder der Gruppe zu und gibst den Beratenden Feedback: „Was war hilfreich und was nimmst du mit?“ (2 Min.)

Intention und Anwendungszweck

  • Ergebnisse erzielen, die Bestand haben, weil die Gruppe diese ohne Expertise von außen selbst hervorgebracht hat
  • Die Fähigkeiten verbessern, zu helfen, Hilfe anzunehmen und um Hilfe zu bitten
  • Das Wissen und die Intelligenz der Gruppe nutzen, ohne langwierige, ausschweifende Präsentationen
  • Wissen und Kreativität über Abteilungsgrenzen hinweg freisetzen
  • Langweilige Einführungen und Status-Updates durch eine nützliche und effektive Alternative ersetzen
  • Vertrauen schaffen durch gegenseitiges Helfen und persönlichere Beziehungen
  • Zuhören üben, ohne sich verteidigen oder rechtfertigen zu müssen

Tipps und Stolperfallen

  • Achtet darauf, dass die Gruppe, die hilft, möglichst vielfältig ist (nicht nur Führungskräfte oder Expert:innen).
  • Versucht euch in der Gruppe selbst zu korrigieren, falls ihr zum Beispiel vorschnell zu möglichen Maßnahmen übergeht, noch bevor das Problem geklärt wurde. Unerwünschte Muster dafür, Hilfe zu geben oder zu erhalten, findet ihr in Helping Heuristics.
  • Denkt daran, euch voll und ganz auf die Erfahrungen der Fallgeber:innen zu konzentrieren, indem ihr euch fragt: „Was beobachtest du? Was nimmst du wahr?“
  • Traut euch als Beratende ruhig, ehrlich zu sein, aber bleibt dabei empathisch.
  • Alle Teilnehmenden sollten wirklich einmal Fallgeber:in sein: Jeder Mensch hat mindestens eine Herausforderung!
  • Im englischen Original wird von client gesprochen, wenn es um den oder die Fallgeber:in geht. Wenn es in eurem Kontext passend ist, könnt ihr auch den Begriff der Kund:in oder Klient:in nutzen.
  • Wenn die erste Runde schwach war, versucht es einfach nochmal.
  • Bittet als Fallgeber:in ruhig auch um Hilfe für komplexere Herausforderungen, auf die es keine einfachen Antworten gibt.

Varianten und Kombinationen

  • Beschränkt euch als Beratende darauf, ausschließlich ehrliche, offene Fragen zu stellen, die den Fallgeber:innen dabei helfen, für sich persönlich Klarheit zu gewinnen. Mit anderen Worten: Gebt keine Empfehlungen und Ratschläge, auch nicht solche, die als Frage formuliert werden. Im Englischen wird manchmal von „Question-Storming“ oder „Q-Storming“ gesprochen.
  • Die Gruppengröße sollte 7 Personen nicht überschreiten.
  • Im Format für größere Gruppen könnt ihr als Fallgeber:innen einen ganzen Raum um Hilfe bitten. Die detaillierte Beschreibung der fünf Strukturelemente für große Gruppen befindet sich unter Wise Crowds für große Gruppen.
  • Im virtuellen Raum könnt ihr Wise Crowds mithilfe der Chatfunktion nutzen: Eine kleine Anzahl an Beratenden teilt ihre Antworten per Chat und die gesamte Gruppe kann in einem zweiten Schritt zusätzliches Feedback per Chat oder Whiteboard ergänzen.
  • Verknüpft Wise Crowds mit Helping Heuristics sowie Nine Whys, Troika Consulting, What I Need From You, Appreciative Interviews und Heard, Seen, Respected. Diese Liberating Structures bieten eine Vielzahl an produktiven Möglichkeiten, zu helfen.

Quellen und Inspiration

Diese Liberating Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt. Inspiriert wurde sie durch die „Meetings for Clarity“ (auf Deutsch: Klarheitsausschuss) der Quäker, in denen die Mitglieder mittels Fragen Klarheit zu einem persönlichen Anliegen gewinnen können.

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