Zugegeben, wir haben uns keine besonders leichte Aufgabe gegeben: das Englisch, mit dem Keith und Henri ‘The Surprising Power of Liberating Structures” geschrieben haben, ist eine ganz besonders kreative und präzise Sprache. Für viele Worte gibt es nur näherungsweise Worte im Deutschen. An dieser Stelle sei auch mal spaßhalber erwähnt, dass es im Englischen je nach Zählung bis zu doppelt so viele Wörter gibt 🤯 Und da wir uns auch das Ziel gesetzt haben, Jargon und andere künstliche Begriffe wenn nur irgend möglich zu vermeiden, greifen wir möglichst auch nicht auf eingedeutschte Buzzwords oder Fachsprache zurück. Soweit die Herausforderung, und es ist ja nicht so, dass wir nicht vorgewarnt gewesen wären, Keith und Henri selbst haben uns mehrfach gefragt, ob wir uns sicher seien 🙌 Sind wir! Nämlich gerade weil wir so die Chance haben, sehr tief in die Bedeutung und Hintergründe einzusteigen.
Es sind übrigens häufig gerade die kleinen und allzu gängigen Worte aus unserem Alltag, die sich als wahrlich harte Nüsse erweisen: engage and include everyone, der Kern von Liberating Structures. To engage, also sich einlassen, beteiligen, und to include, also einschließen, miteinbeziehen, sind nicht nur die beiden wichtigsten Ziele in der Art und Weise, wie Liberating Structures funktionieren, sondern es wird eben auch vorausgesetzt, dass den Lesenden bewusst ist, was diese Worte meinen. Würden wir beispielsweise engage einfach nur mit engagieren übersetzen, so würde das zwar Teile der gemeinten Bedeutung streifen – Aktivität, Energie, Beteiligung – aber eben auch andere Assoziationen wie beispielsweise Ehrenamt, oder sogar eine Art Erlaubnis von anderen. Bei mir (Anja) löst es auch Erinnerungen an Schulzeugnisse aus.
Ebenso und noch darüber hinaus ist es mit to include. Wir wissen, was gemeint ist, auch hier könnten wir auch ‘inkludieren’ schreiben. Kann man im Deutschen verwenden und es klingt auch sehr klug und richtig. Fazilitieren, anyone? Wenn wir mit Kolleginnen und Kollegen sprechen, wissen diese, was gemeint ist. Aber sowohl beim Fazilitieren als auch beim Inkludieren liegt uns am Herzen, alle zu erreichen. Die deutsche Übersetzung soll sich nicht nur an diejenigen richten, die ohnehin professionell moderieren, sondern an alle, die gern die Art und Weise verbessern möchten, wie sie mit anderen zusammenarbeiten. Liberating Structures sind eben keine Moderationsmethoden für eine kleine Gruppe an Menschen, sondern Methoden für alle, die Zusammenarbeit anders gestalten wollen!
Also zurück zu engage und include. Wie übersetzen wir das, ohne uns zu verbiegen und ohne, dass wir uns vom Original entfernen? Wir haben jede Menge Ideen, aber dachten, das ist auch genau der richtige Einstieg für eine Nüsschen-Session: eine Session mit anderen erfahrenen Liberating Structures Anwenderinnen und Anwendern, um genau diese Balance zwischen Bedeutung und Zugänglichkeit zu treffen.
Ab jetzt laden wir an jedem letzten Montag im Monat ein, um gemeinsam Nüsschen zu knacken. Hier könnt Ihr Euch eintragen, wenn ihr Interesse daran habt und mitknacken möchtet! Weil, wir sind ja vor Weihnachten durch, oder?
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